Stippvisite auf Instagram

Photo: Brett Jordan auf Unsplash

Warum wir uns nach drei Monaten wieder von Instagram verabschieden

Wir haben uns entschieden, unseren Instagram-Account vorerst nicht mehr zu bespielen. Diese Entscheidung ist eine Reaktion auf aktuelle Entwicklungen rund um Meta und seine Plattformen. Am 07. Januar 2025 kündigte Meta-Chef Mark Zuckerberg das Ende von Faktenchecks und eine Lockerung im Umgang mit Hassrede auf den Netzwerken Instagram, Facebook und Threads an. Ohne Faktenchecks können sich Desinformationen und Fake News schneller in den entsprechenden Netzwe rken verbreiten. Besonders vor dem Hintergrund der zweiten Trump-Präsidentschaft und im Zusammenhang mit der richtungsweisenden Bundestagswahl am 23. Februar betrachten wir diese Entwicklungen kritisch.

Privat bin ich schon lange in sozialen Netzwerken aktiv, hatte zuerst Accounts bei MySpace und SchülerVZ, später dann bei Facebook, Instagram und Twitter. 2010 bezeichnete eine damalige Kommilitonin mich als »Internet-Person«. Insbesondere während meiner Doktorarbeit, deren Endphase ins erste Corona-Jahr fiel, habe ich den Austausch mit anderen Promovierenden und Forschenden auf Twitter sehr geschätzt. Meine ersten Schritte in der WissKomm habe ich 2019 als »Rotating Curator« bei Real Scientists DE gemacht – übrigens ein Format, das sich inzwischen von X verabschiedet hat und jetzt auf BlueSky zu finden ist.

Kein »business as usual« mehr

Als ich im August 2024 bei Zum Staunen* angefangen habe, war es für mich daher nur folgerichtig, uns und unsere Arbeit in die sozialen Medien zu bringen. Im Herbst 2024 hatte ich eine Social-Media-Strategie entwickelt, Templates für Instagram-Posts gestaltet und einen Redaktionsplan erstellt. Hierbei stand für mich unser Selbstverständnis zentral, evidenzbasierte wissenschaftliche Erkenntnisse ansprechend zu vermitteln – zum Beispiel in Form der wöchentlichen »Frage Zum Staunen*«. 

Warum haben manche Menschen Sommersprossen? Machen Zimmerpflanzen glücklich? Woher kommen Ohrwürmer? Auf diese Fragen hat die Wissenschaft Antworten, die uns Zum Staunen bringen. Gerne würde ich diese Fragen und Antworten weiter in den sozialen Medien teilen, weiter »business as usual« machen. Doch die neuen Regelungen zu Faktenchecks und Hassrede und die Annäherung an die Trump-Regierung lassen eine Entwicklung befürchten, die wir schon bei Twitter/X beobachten mussten: Die Plattform könnte zunehmend wissenschafts- und sogar demokratiefeindlich werden. In diesem Umfeld fühlt es sich falsch an, dem »business as usual« nachzugehen. Die Plattformen X und Instagram sind nicht mehr mit unseren Werten vereinbar.

Sind die sozialen Medien tot?

Heißt das, dass die sozialen Medien tot sind? Diese Frage hat auch Wissenschaft im Dialog kürzlich in einem Lunch Talk gestellt. Das Fazit von Jeanette Hofmann, dem wir uns nur anschließen können: Nein, die sozialen Medien sind nicht tot. Aber unser Verständnis von ihrer Rolle in einer demokratischen Gesellschaft verändert sich. Hofmann stellt fest, dass Akteur:innen aus Wissenschaft und WissKomm vermehrt auf anderen Plattformen aktiv sind.

Einige reichweitenstarke Accounts posten hingegen weiterhin auf X oder Instagram. Hierbei spielt auch die Intention eine Rolle, diese Räume nicht der »Gegenseite« zu überlassen. Gerade große Accounts können einen wichtigen Beitrag zum Dialog leisten. Für uns ist es einfacher, eine Plattform zu verlassen, da wir keine über mehrere Jahre aufgebaute Reichweite verlieren. Gleichzeitig ist aber auch unser möglicher Impact viel kleiner. Während wir die Entscheidung, X und Instagram weiter zu bespielen und Bubble-Bildung so entgegenzuwirken, durchaus verstehen können, scheint uns ein Verbleib auf den Plattformen für einen Account wie unseren aktuell aber nicht zielführend.

Zum Staunen* zieht sich nicht komplett aus Social Media zurück: Aktuell sind wir auf LinkedIn und BlueSky zu finden – außerdem posten wir hier auf unserem Journal und planen einen eigenen Newsletter, in dem wir plattformunabhängig über uns und das, was uns Zum Staunen bringt, berichten können.

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