Oma staunt

Photo: D. Schönborn

In diesem persönlichen Beitrag gibt unser Gründer einen Einblick in die Entstehung und Entwicklung des Namens »Zum Staunen*«.


Meine Oma und wie es zum Namen »Zum Staunen*« kam

Eine der prägendsten Menschen in meinem Leben ist meine Oma mütterlicherseits. Obwohl Ihr Leben vor vielen Jahren zu Ende ging, schreibe ich „ist“, denn ihre Prägung hält an.

Sie hörte so interessiert zu, wie Sie Persönliches aus ihrem Leben mit mir teilte. Sie war verständnisvoll und zu jeder Zeit voller Trost. Sie war kluge Ratgeberin und patente Pragmatikerin. Sie war fürsorglich, großzügig und liebevoll. Sie erklärte mir die Welt, freute sich über mein kindliches Interesse und teilte meinen Wissensdurst.

Und sie liebte das Malen ebenso wie ich. So verbrachten wir Stunde um Stunde nebeneinander und füllten unsere Blätter mit »Farbmalern« – mit denen sie mit Vorliebe Seemotive auf Papier brachte. So lernte ich, dass Meer nicht nur blau, sondern auch grün, türkis und rot, orange und grau und weiß sein kann. Und die Boote, die sie malte, zierte stets das Kürzel PE auf den Segeln – es stand für Peenemünde – den Ort an der Ostsee, an dem sie aufwuchs und lebte, bis der Krieg sie dazu zwang, ihn mit ihren ersten beiden Kindern und zwei Koffern zu verlassen.

Wenn sie erzählte, klebte ich an ihren Lippen. Ihr gingen nie die Geschichten aus. Ihre bildhaften Beschreibungen beflügelten meine Phantasie. Sie förderten mein Verständnis von Geschichte und menschlichem Handeln. Bei ihren Besuchen wachte ich extra früh auf, schlüpfte zu ihr ins Bett und bat sie, »von früher« zu erzählen. Sie hatte so viel erlebt und teilte es mit mir mit großer Herzenslust. Auch viel Leid hatte sie erfahren. Das Leben hielt immer wieder Herausforderungen und Probleme bereit. Etwas, das sie mir nicht vorenthielt. Wie alle jener Generation, hatte auch sie der Krieg tief geprägt. Aber nie hat sie sich vom Schlechten in der Welt die Freude am Leben, die Offenheit für Neues, die Neugierde auf Erfahrungen und das Lernen, den Blick nach vorne und den Willen und die Kraft zum Kämpfen für ein besseres, ein gutes Leben nehmen lassen. Für mich waren ihr Glaube an das Gute, ihre Stärke, ihr Mut, ihre Zuversicht, ihre Aufgeschlossenheit und Lebenslust beeindruckend und formend.

Ohne mir darüber bewusst zu sein, war sie mein Vorbild. Es war für mich selbstverständlich, dass ihre Lebenseinstellung sinnvoll, ja richtig war.

Obwohl meine Großeltern eine gute Zug- bzw. Autostunde von uns entfernt wohnten, sahen wir uns regelmäßig. Sie kamen uns meist abwechselnd gemeinsam mit dem Auto oder meine Oma alleine mit dem Zug besuchen. Die Freude beim Wiedersehen war stets riesig und es sollte sich niemals ändern. Wir waren Seelenverwandte und liebten die stets so innige gemeinsame Zeit, egal wo und wie lange die Begegnungen waren, ob gegenseitige Besuche oder gemeinsame Reisen sowie bei telefonischem und brieflichem Austausch.

Ende der Neunziger, als sie in ihren späten Siebzigern war, vollzogen sich technologische Entwicklungen, die sie nicht mehr verstand. Immer noch neugierig und aufgeschlossen, ließ sie sich so beispielsweise von mir erklären, was es mit den drei W auf sich hatte, die sie nun vermehrt abgedruckt las, und wie das Internet funktioniere, das nun regelmäßig in den Medien Erwähnung fand. Sie war entzückt über die Möglichkeiten, die beispielsweise E-Mails mit sich brachten und freute sich für uns Enkelkinder, dass wir das alles erleben und für uns würden nutzbringend einsetzen können. Sie hätte so gerne noch so viel erlebt. Ihre Begeisterungsfähigkeit hörte niemals auf. Nur die Rollen tauschten wir mit der Zeit. Gemeinsam mit meinen zahlreichen Cousinen und Cousins, die von ihr ebenso gelöchert wurden wie ich, wurde ich vom Zuhörer zum Erklärer. Und so prägte sie – vom Erkenntnisgewinn euphorisch und voll Anerkennung – mit plattdeutschem Zungenschlag den Ausspruch »Kinnings, ick staune!« 

Als ich mich im Jahr 2019 dazu entschloss, meinen Tätigkeitsschwerpunkt WissKomm auf eigene Beine zu stellen, begann meine von Jens Hofmayer geführte »Brand Discovery« mit einem Blick zurück. »Wer bin ich, wo kam ich her, wer prägte mich, was hat wodurch wozu geführt?« waren einige der Fragen der ersten Session. Und viele Antworten beinhalteten Geschichten über meine Oma. Ihre Prägung wurde offensichtlich. Ein wunderbares Gefühl für mich, das mich beflügelte und meine Pläne beseelte. Ich fühlte mich meiner Oma so nah, wie schon lange nicht mehr. Und als ein Jahr später meine Gedanken zunehmend um den Namen der neuen Marke kreisten und ich eines Sonntags mit dem sehr zu empfehlenden Buch »Don’t Call It That« von Eli Altman lesend in der Hängematte lag, war der Gedanke da: Die neue Marke sollte »Zum Staunen« heißen. – Als Ausdruck der Freude über den durch Interesse, Offenheit, Neugierde, Wissbegierde oder möglicherweise auch durch reinen Zufall erreichten Erkenntnisgewinn. Mit »Zum Staunen*« helfen wir der Wissenschaft, ihr Publikum in diesen Zustand zu versetzen. Denn dieses bewegende Gefühl, auch als Aha-Erlebnis bekannt, ist für mich ein sehr starker Startpunkt für den Weg zu Veränderung. Und darum geht es mir und uns schlussendlich: Einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten. Gemeinsam mit den klügsten Köpfen zur gesellschaftlichen Informiertheit und zum Wandel beizutragen, der für eine lebenswerte Zukunft der Menschheit nötig ist. (Womit wir beim »Warum« von »Zum Staunen*« sind, über das ich in einem anderen Beitrag schreiben werde.)

Und für mich persönlich, tief in meinem Herzen, ist der Name natürlich eine Hommage an meine geliebte Großmutter.

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