Stephanie Kwolek – die zufällige Entdeckung der Superfaser

Nahaufnahme von schwarzem Kevlar-Gewebe
Photo: prakasitlalao via Adobe Stock

„Ich hoffe, dass ich Leben rette. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die in ihrer Karriere die Möglichkeit haben, etwas zu tun, was der Menschheit zugute kommt.

– Stephanie Kwolek

Am 23. Juli 1923 wurde Stephanie Kwolek in Pennsylvania geboren. Sie begeisterte sich schon früh für Naturwissenschaften und erwarb 1946 ihren Bachelor in Chemie. Danach wollte Stephanie Medizin studieren, musste jedoch eine Forschungsstelle annehmen, um ihr Studium finanzieren zu können. Sie begann, in einem Textilfaserlabor von DuPont in New York zu arbeiten.

Wie viele andere Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg wollte Stephanie ihre Stelle nicht verlieren, weshalb sie hart und sorgfältig arbeitete. Dies führte schließlich dazu, dass sie eine feste Anstellung in Delaware bekam und ihre ursprünglichen Pläne nicht mehr vorrangig waren.

1964 sollte Stephanie größere Moleküle, sogenannten Polymere, für Autoreifen herstellen. Beim Umwandeln eines festen Polymers in eine flüssige Form kam statt einer dickflüssigen eine dünne undurchsichtige Flüssigkeit zustande. Das zuständige Labor äußerte jedoch seine Zweifel, die entstandene viel zu flüssige Mischung zu einer Faser weiterverarbeiten zu können.

Stephanie bestand darauf, ihre Flüssigkeit zu testen und fand einen Forscher, der ihre Mischung in die Faser-Spinnmaschine einfügte. In diesem Prozess wurde die Flüssigkeit entfernt, während eine Faser zurückblieb.

Die entstandene Faser war extrem zäh und zerbrach nicht. Schnell war allen klar, dass dies eine besondere Entdeckung war.
Der Prozess führte zu einer Aramidfaser, heute bekannt als Kevlar.
Die Superfaser ist extrem leicht, fünfmal so stark wie Stahl und gleichzeitig hitze- und säurebeständig.

In die weitere Entwicklung der Aramidfaser war Stephanie jedoch nicht eingebunden. Ebenso hatte sie das Patent an DuPont überschrieben, weshalb sie auch am wirtschaftlichen Erfolg keinen Anteil hatte.

Stephanie war bis zu ihrer Pensionierung 1986 Leiterin der Polymerforschung im Pioneering Lab von DuPont. Sie erhielt die »National Medal of Technology and Innovation« sowie die »Perkin Medal«. Seit 1995 ist sie auch Teil der US-amerikanischen »National Inventors Hall of Fame«.

2014 starb Stephanie schließlich in einem Alter von 90 Jahren.

Kevlar ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Die Faser hat dank ihrer Beständigkeit bereits vielen Menschen das Leben gerettet. Sie wird beispielsweise in Autos, Flugzeugen, Helmen, Motorradkleidung, Backofenhandschuhen und vor allem in stich- und schusssicheren Westen genutzt.

Colleen Zeller für Zum Staunen*

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