„Du kannst etwas verändern – jeden Tag und zu jeder Zeit!“
J. Goodall
Wer bei der Überschrift gleich an Tarzan dankt, ist meiner kleinen Finte erlegen, denn der Auftakt und damit erste Teil unserer Reihe „Frauen in Wissenschaft und Forschung“ soll sich mit einer Person beschäftigen, die in ihrem Leben vieles erreicht hat, das zum Staunen veranlasst – dazu zählen:
• mehr als 40 Filme über sie
• eine eigene Barbiepuppe
• Erhalt des Ritterordens des Vereinigten Königreichs
• eine Promotion ohne vorangegangenes Studium
• Etablierung von Namen für Tiere in der Forschung
• bahnbrechende Erkenntnisse über das Verhalten von Schimpansen
Sicher ist längst klar von wem ich rede, der britischen Verhaltensforscherin Jane Goodall.
Am 3. April 1934 erblickte Jane Goodall in London das Licht der Welt. Beruflich schlug sie zunächst einen Weg als Sekretärin ein und arbeitete im Kenya National Museum. Louis Leakey, der dortige Museumsdirektor, regte sie und zwei andere Frauen an, Langzeituntersuchungen über Menschenaffen durchzuführen. So begab sie sich 1960 nach Tansania in den Gombe-Stream-Nationalpark und begann das Verhalten von Schimpansen zu erforschen.
Viele Erkenntnisse, die wir über freilebende Schimpansen haben, sind auf Jane Goodalls Arbeiten zurückzuführen. Sie konnte bestätigen, dass die Tiere nicht nur im Labor Werkzeuge benutzen, sondern auch in freier Wildbahn. Sei es, um Termiten mit Stöcken aus ihren Löchern zu pulen oder Nüsse mit Steinen zu knacken. Sie konnte beobachten, dass Schimpansengruppen gegeneinander kämpfen, dass Schimpansen auch Fleisch essen und dafür in Gruppen z.B. andere Affenarten jagen. In der Dokumentation ihrer Beobachtungen nutzte Jane statt Nummern Namen für die Individuen, was zwar heute Standard ist, aber zur damaligen Zeit sehr unüblich war.
Die Ergebnisse ihrer Forschung waren derart bahnbrechend, dass sie auch ohne ein vorrangegangenes Studium per Ausnahmegenehmigung an der University of Cambridge in Ethologie promovieren konnte. 1965 konnte sie dann nicht nur ihre Promotion erfolgreich abschließen, sondern war auch die Hauptperson im ersten von National Geographic produzierten Film „Miss Goodall and the Wild Chimpanzees“. Neben unzähligen Gastauftritten wurden sie und ihre Arbeit unter anderem in den preisgekrönten Dokumentarfilmen „Jane’s Journey“ (2010) und „Jane“ (2017) portraitiert. Auch die Spiezeugindustrie erhob sie zur Kultfigur: Mattel produzierte für die Inspiring Women Serie eine Barbie von ihr mit David Greybeard, dem ersten Schimpansen dessen Verhalten sie studierte und LEGO gab zum Weltfrauentag 2022 ein Tribute Set mit ihr heraus. Neben vielen internationalen Ehrungen erhielt sie 2004 von Queen Elisabeth II. den Ritterorden des Vereinigten Königreichs und somit den Titel „Dame“. Und auch für Ihren Beitrag zur Wissenschaftskommunikation wurde sie geehrt: 2022 erhielt sie die Stephen Hawking Medal for Science Communication.
Bis heute setzt Jane Goodall sich vor allem für einen bewussten und verantwortbaren Umgang mit Tieren und unserer Umwelt ein. So gründete sie beispielsweise die Organisation Roots & Shoots, die Kindern und Jugendlichen ermöglicht, Projekte zu planen und umzusetzen, die Mitmenschen, Tieren und der Umwelt dienen. Auch politisch ist Jane aktiv und setzt sich vor der EU und Regierungen für den Tierschutz und die Rechte von Menschenaffen ein.
Kevin Hartung für Zum Staunen*
Weiterführende Links
- BMBF: Geschlechteraspekte in der Forschung
- Bundesregierung: Frauenförderung in der Wissenschaft
- BMBF: Gleichstellung und Vielfalt sind entscheidende Qualitätsmerkmale und Wettbewerbsfaktoren im Wissenschaftssystem
- Leopoldina: Frauen in der Wissenschaft, Stellungnahme 2022
- wikipedia: Frauen in der Wissenschaft
- Zeit: Frauen in der Wissenschaft – Viel erreicht und nichts gewonnen