Von „Ekstase“ zu Frequenzsprüngen

Ein schwarz-weiß Portraitfoto zeigt Hedy Lamarr
Photo: eBay, Public domain, via Wikimedia Commons

„Jedes Mädchen kann glamourös aussehen. Du musst nur stillstehen und dumm gucken.

– Hedy Lamarr

Dieser Satz ist wohl einer der bekanntesten Sätze der Schauspielerin Hedy Lamarr. Der ein oder dem anderen ist sie vielleicht bekannt, die 1914 in Wien geborene Hollywoodikone mit dem bürgerlichen Namen Hedwig Eva Maria Kiesler. Ihre Rolle im Film „Ekstase“ (1933) brachte ihr mit nur 19 Jahren den ersten Erfolg ein und gleichzeitig sorgten die für die damalige Zeit freizügigen Szenen im Film für einen Skandal.

1937 ging sie nach einer unglücklichen Ehe mit dem Waffenfabrikant Fritz Mandl nach Paris und wurde schließlich in London vom Hollywood-Produzenten Louis B. Mayer entdeckt. Er nahm sie mit nach New York, gab ihr den Künstlernamen „Hedy Lamarr“ und vermarktete sie als „Schönste Frau der Welt“. Mit diesem Titel eroberte sie das Filmgeschäft und wurde zur Stilikone ihrer Zeit. 

Nun fragen sich einige bestimmt, was diese Frau mit Wissenschaft zu tun hat. Hedy war nicht nur eine Schönheitsikone, ihr Talent für Wissenschaft und Technik führte sie zusammen mit dem Komponisten George Antheil zu einem neuen Verfahren – dem FrequenzsprungverfahrenUrsprünglich versuchten Lamarr und Antheil einige Klaviere zu synchronisieren, wobei sie mithilfe von identischen Lochkarten in Sender und Empfänger einen Frequenzwechsel ermöglichten. Dies führte schließlich zur Idee des Frequenzsprungverfahrens. 

Hedy hatte sich durch ihren ersten, in der Rüstungsindustrie tätigen Mann Fritz Mandl viel Wissen in diesem Bereich angeeignet. Ebenso war sie als Tochter jüdischer Eltern Nazi-Gegnerin, weshalb sie mithilfe des neu entdeckten Verfahrens den Alliierten im zweiten Weltkrieg helfen wollte. Der Frequenzsprung sollte als Funkfernsteuerung für Torpedos dienen, denn er ermöglichte eine einfache Bedienung und Steuerung, die schwierig zu entschlüsseln war. 

Nachdem das Verfahren 1942 patentiert wurde, versuchten Lamarr und Antheil es dem Militär kostenlos zur Verfügung zu stellen. Obwohl das Verfahren im Vergleich zur damaligen Technik komplett störungsfrei war, hatte das Militär kein Interesse. 

In den 1960er rückte die Erfindung während der Kubakrise wieder ins Bewusstsein. Jedoch wurde sie erst in den 1980ern öffentlich freigegeben und ebnete sodann die Grundlage der zukünftigen Telekommunikation.

Mithilfe von Frequenzsprüngen ist es möglich, dass viele Nutzer gleichzeitig mit wenig Signalstörung kommunizieren können. Fällt ein Signal aus oder wird blockiert, springt es zur nächsten Frequenz.

Erst 1997 bekam sie Anerkennung für ihre Erfindung und die Electronic Frontier Foundation verlieh ihr den EFF Pioneer Award. 2022 wurde das Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz der TU Dortmund, des Fraunhofer IAIS und des Fraunhofer IML nach ihr benannt. Hierfür war die direkte Auswirkung ihrer Forschungsergebnisse auf die praktische Anwendung der Beweggrund.

Bis zu ihrem Tod im Jahr 2000 hatte Hedy Lamarr nichts mit ihrer Erfindung verdient, obwohl heute GPS, Bluetooth und Smartphones ohne ihre Erfindung nicht funktionieren würden.

Colleen Zeller für Zum Staunen*

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