„Ich wollte fliegen lernen!
– Das war auch alles, von dem ich wusste, dass ich es wollte…“
– Melli Beese
Amelie Hedwig Beese, besser bekannt als Melli Beese, wurde 1886 in der Nähe von Dresden geboren und war die erste Pilotin Deutschlands.
Zu dieser Zeit war für Frauen aus gutem Hause ein Weg vorgesehen: Ehefrau und Hausfrau. Universitäten in Deutschland waren hauptsächlich für Männer, weshalb sie in Stockholm an der „Königlichen Akademie der freien Künste“ Bildhauerei studierte. Nachdem sie 1909 in der schwedischen Presse von den Brüdern Wright las, kehrte sie fasziniert zurück nach Deutschland, denn sie wollte selbst fliegen.
Melli Beese besuchte Lesungen über Mathematik, Mechanik, Flugwesen und Schiffsbau. Als sie sich schließlich für eine Flugausbildung in Berlin bewarb, wurde sie abgewiesen. Also versuchte sie es in der Schweiz.
Die Flugschule „Ad Astra Aero“ nahm sie glücklicherweise auf und sie durfte die Ausbildung als Pilotin beginnen.
Jedoch war dies erst der Anfang. Denn sowohl ihre männlichen Mitschüler als auch ihr Lehrer erschwerten ihr das Leben und die Ausbildung. Beispielsweise leerten sie ihren Tank, was zu einer Notlandung führte oder bauten verrußte Zündkerzen in ihr Flugzeug ein. Bei einem Übungsflug sprang eine Antriebskette ab und ihr Flieger stürzte ab. Melli brach sich nicht nur ihr Bein und ihre Rippen mehrfach, sie wurde indirekt für den Absturz verantwortlich gemacht.
Nach ihrer Genesung suchte sie sich eine neue Flugschule. Aber auch hier wurde sie mit Ausreden und Sabotagen davon abgehalten, ihre Ausbildung abzuschließen.
An ihrem 25. Geburtstag im Jahr 1911 kümmerte sie sich jedoch um externe Zeugen und absolvierte ihre Pilotenscheinprüfung in Abwesenheit ihrer Mitschüler. Ab diesem Zeitpunkt war sie die erste Pilotin Deutschlands.
Trotz Pilotenschein wurde sie ignoriert und von Flugevents ausgeschlossen. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, 1912 einen neuen Höhen- und Dauerflugweltrekord der Frauen aufzustellen, bei welchem sie 825 Meter Höhe erreichte und zweieinhalb Stunden in der Luft flog. Ebenso gründete sie im gleichen Jahr ihre eigene Flugschule mit ihrem zukünftigen Ehemann Charles Boutard und Hermann Reichelt. Der Fabrikant und „Odol“-Hersteller Karl August Ligner unterstütze sie finanziell, woraufhin Melli und Charles ihr eigenes Flugzeug herstellten, die „Melli Beese Taube“, eine Weiterentwicklung von Ingo Etrichs Taube, auch„Rumpler-Taube“ genannt. Ebenso wirkte sie als Ingeneurigin und gab Patente für ein zerlegbares Flugzeug, ein Leichtflugzeug und ein Wasserflugzeug auf.
Als Melli 1913 schließlich den Franzosen Charles Boutard heiratete und die französische Staatsbürgerschaft annahm, galt sie 1914 zu Beginn des ersten Weltkrieges als Staatsfeindin Deutschlands, was das Ende ihrer Karriere bedeutete. Melli und ihrem Mann wurden alle Lizenzen gestrichen und die Flugschule wurde geschlossen. 1917 kamen beide in Wittstock unter Arrest.
Der Wiederaufbau Ihrer Karrieren scheiterte auch nach Kriegsende, denn sie standen vor dem finanziellen Aus. Der jahrelange Rechtsstreit, um eine Entschädigung für die Beschlagnahmung ihrer Betriebe zu bekommen, half wenig.
Die Idee um die Welt zu fliegen wurde, durch einen gescheiterten Übungsflug und fehlende finanzielle Mittel, schnell wieder verworfen.
Zusätzlich zerbrach unter alledem auch die Ehe mit Charles Boutard. All diese Ereignisse konnte Melli leider nur schwer verkraften und nahm sich mit 39 Jahren am 21. Dezember 1925 das Leben.
Ihre Erfolge, ihr Ehrgeiz und ihre Persönlichkeit werden bis heute durch Gedenktafeln, Straßennamen, Schul- und Kindergärtennamen in Erinnerung gehalten.
Colleen Zeller für Zum Staunen*
Weiterführende Links
Melli Beese
Frauen in der Wissenschaft
- BMBF: Geschlechteraspekte in der Forschung
- Bundesregierung: Frauenförderung in der Wissenschaft
- BMBF: Gleichstellung und Vielfalt sind entscheidende Qualitätsmerkmale und Wettbewerbsfaktoren im Wissenschaftssystem
- Leopoldina: Frauen in der Wissenschaft, Stellungnahme 2022
- wikipedia: Frauen in der Wissenschaft
- Zeit: Frauen in der Wissenschaft – Viel erreicht und nichts gewonnen